Wir zählen die Tage…

… bis Ende März, dann kommt unsere „Picabo“ endlich wieder ins Wasser. Nach fünf Monaten Winterlager freuen wir uns sehr auf die Auszeiten auf dem Boot in 2021. Mal sehen, was die nächste Saison so bringt, mal schauen, was möglich ist, denn mit coronabedingten Einschränkungen ist ja leider auch weiterhin zu rechnen. Wir bleiben flexibel und schauen mal, bis wohin uns in diesem Jahr der Strom treiben wird. Bald geht es los, jippiiiii!

Winterpause mit Aussicht

Tja, nun steht unsere „Picabo“ auf dem Trockenen, aufgebockt im Winterlager in Köln.

Auf dem Trockenen: Picabos Winterliegeplatz.
Auf dem Trockenen: Picabos Winterliegeplatz.

Immerhin: mit Aussicht „op de Dom“, aber ohne Wasser unterm Kiel.

Picabo auf dem Trockenen: Winterliegeplatz mit Aussicht auf den Kölner Dom. Wer erkennt ihn da ganz hinten?
Gaaanz hinten ist der Kölner Dom zu erkennen.

Letzten Sonntagnachmittag haben wir „Picabo“ – ein wenig wehmütig – zu ihrem Winterstellplatz in Köln gefahren, wo sie ausgekrant wurde.

Tschüss Bad Honnef, wir kommen wieder in 2021.
Tschüss Bad Honnef, wir kommen wieder in 2021.
Fahrt ins Winterlager. Wir lassen den Bonner Posttower und den "Langer Eugen" links liegen.

Fahrt ins Winterlager. Wir lassen den Bonner Posttower und den „Langer Eugen“ links liegen.
Frank steuert "Picabo" gen Winterlager. Hier auf der Höhe des Bonner Bogens.
Frank steuert „Picabo“ gen Winterlager. Hier auf der Höhe des Bonner Bogens.

Vier lange Wintermonate liegen vor uns, ohne Auszeiten auf dem Wasser und ohne schwimmendes Ausweichquartier.

Die Rettungswesten, die zum Glück nicht zum Einsatz kamen in der Saison, warten in unserer Badewanne auf eine Klarwasserspülung in der Wanne.
Die Rettungswesten, die zum Glück nicht zum Einsatz kamen in der Saison, warten in unserer Badewanne auf eine Klarwasserspülung.
Polster, Decken und Matratzen überwintern in unserem Keller.
Polster, Decken und Matratzen überwintern in unserem Keller.

Jetzt wird „Picabo“ winterfest gemacht. Einige Arbeiten am Boot stehen uns bevor, um das Boot fit für die nächste Saison zu machen. Wir werden darüber berichten. Auch andere Themen für diesen Boot- und Reiseblog gibt es genug. Vielleicht gehen wir im Winter auch mal auf Gedankenreise und lassen einige unserer Segelerfahrungen Revue passieren, u.a. zum Segeln mit Baby an Bord (lang lang ist’s her). Also bleibt dran…

Boatoffice und Schulaufgaben: zum letzten Mal auf „Picabo“ in der Saison 2020

Buuhuuu! Heute, am 12. November 2020, gibt die Sonne noch einmal alles, um uns den Abschied von unserer „Picabo“ vor dem Winterschlaf an Land möglichst schwer zu machen: Katja richtet sich ihr Boatoffice draußen auf dem Achterdeck ein, Motivationsschub in Form von Schokolade inklusive.

Letzter Tag Boatoffice in dieser Saison: windgeschützt und sonnenbeschienen auf dem Achterdeck, und das am 12. November.
Letzter Tag Boatoffice in dieser Saison: windgeschützt und sonnenbeschienen auf dem Achterdeck, und das am 12. November.

Und nach der Schule schaut auch Linnea nochmal vorbei.

Linnea kommt auch direkt nach der Schule nochmal an Bord.
Linnea kommt direkt nach der Schule an Bord.
Schulaufgaben an Bord.
Schulaufgaben an Bord.

Nach den Schulaufgaben gönnen sich Linnea und Katja noch einen leckeren Crêpes am kleinen Wagen-Verkaufsstand auf der Brücke zur Insel Grafenwerth und werfen einen wehmütigen Blick runter auf die schon fast leeren Steganlagen des WSVHonnef: Am Wochenende werden auch wir unsere Box räumen und „Picabo“ nach Köln zum Winterschlafplatz bringen…

Blick von der Brücke zur Insel Grafenwert auf die schon fast leeren Stege des WSVHonnef.
Blick auf die schon fast leeren Steganlagen des WSVHonnef.

Moselwasser testen: Stippvisite zum „Deutschen Eck“ in Koblenz

Unsere letzte Ausfahrt dieser Saison führt uns nach Koblenz, wo wir die „Picabo“ schon einmal Moselwasser schmecken lassen. Das macht Lust auf mehr im nächsten Jahr: Frankreich, wir kommen!!! Aber erst einmal bleiben wir noch dem Rhein treu und nutzen den kurzen Novembertag bis zum letzten Sonnenstrahl aus.

Zu einer guten Törnvorbereitung gehört nicht nur das Boot klar zu machen, sondern auch den Wetterbericht zu checken. Und der sieht gut aus. Die Meteorologen verkünden optimale Bedingungen. Klarer Himmel von morgens bis abends, auch kein Frühnebel wie in den letzten Tagen. Fantastisch, wie lang die Boot-Saison doch ist. So packen wir direkt nach dem Frühstück ein kleines Tagesgepäck und machen uns mit „Picabo“ auf den Weg rheinaufwärts.

Aufbruch aus Bad Honnef zum letzten längeren Tagestripp in dieser Saison
Aufbruch aus Bad Honnef zum letzten längeren Tagestripp in dieser Saison

Unser Tagesziel für heute lautet: Koblenz. Kurs Süd. Die himmlische Solarheizung hat durch die großen Rundum-Fensterfronten ein leichtes Spiel, den Salon und Fahrstand aufzuwärmen.

Die Picabo bringt uns heute Richtung Koblenz
Die „Picabo“ bringt uns heute Richtung Koblenz

Wir lassen den Drachenfels und das Siebengebirge achteraus und passieren die Brücke von Remagen (bzw. die noch mahnenden Brückenköpfe auf beiden Seiten des Rheins), viele Burgen und Schlösser säumen unseren Kurs auf beiden Seiten des Stroms – auch die Burg Hammerstein, die bisher den südlichsten Punkt markiert hat, den wir mit der „Picabo“ erreicht haben. Nach Andernach, Neuwied und Vallendar erreichen wir das „Deutsches Eck“, wo Vater Rhein auf Mutter Mosel trifft. Wir stecken schon mal den Bug der „Picabo“ in die Mosel, in deren weiterem Verlauf Frankreich lockt – ein Ziel, das wir auf jeden Fall einmal ansteuern wollen. Kaum abgebogen, bemerken wir sofort den Unterschied zum Rhein: Das Wasser im Mündungsarm der Mosel ist deutlich ruhiger, es wird ja auch durch etliche Schleusen gezähmt. 

Koblenz-Sightseeing machen wir zunächst mit der „Picabo“ und kreuzen vor dem imposanten Kaiser Wilhelm Denkmal, der Festung Ehrenbereitstein und der sich weiter in der Bergfahrt des Rheins anschließenden Promenade der Stadt.

Wir nähern uns dem "Deutschen Eck" in Koblenz.
Wir nähern uns dem „Deutschen Eck“ in Koblenz.

Dann steuern wir die Stege des Yachtclub Rhein-Lache Koblenz e.V. an, bei Rheinkilometer 589,2 am linken Ufer im alten Rheinarm. Wir belegen „Picabo“ an der ersten Außenposition.

Für unseren Landgang legen wir im "Yachtclub Reinlache Koblenz e.V." an.
Für unseren Landgang legen wir im „Yachtclub Reinlache Koblenz e.V.“ an.

Unser Landgang führt uns natürlich zum Ort der Orte in Koblenz und wir schauen uns die Vereinigung der beiden großen Flüsse Rhein und Mosel von Land aus an. Frank nutzt die Gelegenheit und erwirbt eine (ganz schön lange) Karte vom Rhein, wo es ganz offensichtlich noch einige Ziele gibt, die wir in Zukunft anpeilen können. Keine Sorge: Wir navigieren sonst mit deutlich detaillierten Karten – sowohl auf Papier als auch elektronisch. Dennoch sieht man dem Navigator deutlich die Freude über diesen Übersegler an.

Frank besorgt neues Kartenmaterial: Es bist noch einiges zu erkunden in der nächsten Saison.
Frank besorgt neues Kartenmaterial: Es gibt noch einiges zu erkunden in der nächsten Saison.

Das historische Städtchen bietet eine schöne Kulisse für unseren Spaziergang, wenn auch die leeren, durch den momentanen „Corona-Lockdown light“ geschlossenen Restaurants und Außenterrassen ziemlich traurig wirken. Wir finden aber noch einen Außenverkauf und machen zur Stärkung für jeden eine zweifach goldprämierte Falafel- bzw. Dönertasche klar – sie schmecken tatsächlich sehr gut. 

Wir genießen es sehr, einfach wenn uns danach ist, die Leinen loswerfen zu können und den Alltag für ein paar Stunden hinter uns zu lassen. Eine kleine Auszeit, in die wir hineingleiten.

So macht das Spaß: Strahlender Sonnenschein und eine frische Brise.
So macht das Spaß: Strahlender Sonnenschein und eine frische Brise.

Es macht Spaß, auf dem meist ruhigen Wasser unterwegs zu sein, die herbstliche Landschaft des Rheintals mit ihren Höhenzügen, Weinbergen, Wäldern und kleinen Örtchen zu genießen. Die Nase in den Wind stecken, den Blick schweifen lassen, sich in einer Decke eingewickelt auf dem Vorschiff zu räkeln… das tut einfach gut. Das Navigieren und Steuern des Bootes fordert auf eine angenehme Weise und hilft, voll in dem Moment zu sein. Lästige Gedanken an nicht enden wollende To Do Listen verblassen.

Einer steuert, eine liest an Bord
Einer steuert, eine liest an Bord

Gemeinsam lachen wir über die von unserer Tochter erstellten „Liste der 10 lustigen Dinge“ (wie zum Beispiel mit herausgestreckter Zunge durch die Nase atmen) oder spielen eine Runde Uno. Und ja, auch ein paar Hausaufgaben werden noch währende der Fahrt erledigt.

Auch ein paar Hausaufgaben werden unterwegs gemacht
Auch ein paar Hausaufgaben werden unterwegs gemacht.

Das nächste Deutschklassenarbeitsthema „Meinungen, Argumente und Beispiele“ diskutieren wir ebenfalls „angeregt“ – wobei unsere Meinungen über eine adäquate Klassenarbeitsvorbereitung nicht ganz kongruent sind 😉  Aber ja: „Es hätt noch immer jot jejange“…

Auf dem Rückweg fahren wir mit dem sich neigenden Licht um die Wette, die Tage sind ja nun bereits ziemlich kurz.

Rückblock achteraus: Tschüss Koblenz!
Rückblick achteraus: Tschüss Koblenz!

Es geht ja immerhin zu Tale, so dass wir in optimaler Marschfahrt nach Bad Honnef zurückkehren.

Abendstimmung bei Neuwied
Kurs West. Bei Neuwied.

Mit dem idealen Drehzahlbereich der beiden Maschinen machen wir über Grund eine Fahrt von 45 km/h. Pünktlich zum meteorologischen Sonnenuntergang legen wir wieder in unserem Heimathafen in Bad Honnef an. Auf den letzten Metern kommen in der Dämmerung unsere Positionslaternen (weiß rundum, steuerbord grün und backbord rot) auch einmal zur Geltung. Am schon sehr ausgedünnten Nordsteg machen wir fest. Nur wenige Boote sind noch nicht um Winterlager. Es war ein sehr schöner letzter Törn in dieser Saison. Der nächste Schlag wird uns direkt zu unserem Landstellplatz führen… 

Abendstimmung WSVHonnef
Abendstimmung beim WSVHonnef.

Sonne, leuchte mir ins Herz hinein,
Wind, verweh mir Sorgen und Beschwerden!
Tiefere Wonne weiß ich nicht auf Erden,
als im Weiten unterwegs zu sein.
(Hermann Hesse)

Spätsommer und Herbst mit „Picabo“: Auszeiten am Steg

Wie lässt sich ein Boot in den Alltag integrieren? Hat es auch außerhalb von Urlaubs- und Reisezeiten seinen Reiz? Konnten wir es tatsächlich so nutzen, wie wir uns das vorgestellt haben? Die kurze Antwort lautet: Ja! Wer mehr wissen will, liest einfach diesen Beitrag weiter: Es geht um Auszeiten am Steg, Freund*innen an Bord, Schwimmen im ruhigen Rheinarm, Boat-Trips flussauf und -abwärts, schwimmendes Homeoffice und Rückzugsort, wenn alles mal zu viel wird…

Drei Monate liegt unsere „Picabo“ nach dem Überführungstörn von Heiligenhafen über Meere, Flüsse und Kanäle jetzt in unserem Heimathafen bei Bonn, nautisch korrekt: vor Bad Honnef, bei Rheinkilometer 642. Arbeits-, Schul-, Freizeit- und Familienorganisation haben uns ziemlich in Beschlag genommen – von den coronabedingt verschärften organisatorischen Herausforderungen ganz zu schweigen. Bevor wir nun ganz bald unsere „Picabo“ in ihr Winterlager bei Köln bringen, möchten wir in diesem Beitrag die Highlights der letzten Monate Revue passieren lassen.

SUP
Wer nicht schwimmt, nimmt das SUP.

Unserer Heimathafen – der schönste zwischen Rotterdam und Basel

Das rheinische Klima der Köln-Bonner-Bucht verlockt mit vielen sonnigen und warmen Tagen im Spätsommer und Herbst. Etliche der vielen, vielen Sonnenstunden haben wir in vollen Zügen auf der „Picabo“ in unserer Box am Nordsteg (dem sonnigeren und offeneren der beiden Schwimmpontons) genossen. Entdeckt hatten wir die Liegeplätze in Bad Honnef zwischen der Insel Grafenwerth und dem rechtsrheinischen Ufer bereits vor ein paar Jahren und wir haben uns sofort verliebt: Die Aussicht auf das Siebengebirge mit dem charismatischen und sagenumwobenen Drachenfels hat es uns angetan. Der romantische Rolandsbogen gegenüber ist aber auch nicht zu verachten. Der ruhige Rheinarm (etwas makaber „toter“ Arm genannt) bietet idealen Schutz vor dem breiten Strom und den Wellen der Berufsschifffahrt. Zunächst sind wir als Gastlieger im Wassersportverein Honnef untergekommen, aber mittlerweile dürfen wir uns zum Glück auch offiziell Vereinsmitglieder nennen 😉 

Auszeiten am Steg, Freund*innen an Bord und im Wasser

Wir genießen es, einfach von unserer am Steg fest belegten Badeplattform ins Wasser zu springen oder mit dem SUP ein paar Runden zu drehen.

Sprung vom Steg
Einfach mal kurz abtauchen.

Unsere Töchter kommen mit Freundinnen manchmal direkt nach der Schule zum Steg und genießen das Bade- und Plantschrevier.

Boatschooling
Boatschooling? Nein, die Mädels springen nach der Schule doch lieber erst mal ins Wasser.
Nach dem Bad ein Eis am Steg.
Nach dem Bad ein Eis am Steg.

Es ist aber auch einfach schön, vom Achterdeck aus das Treiben im Wasser und auf den anderen Motor- und Ruderbooten (der Ruderverein Bad Honnef trainiert hier) zu beobachten. 

Entspannter Nachmittag.
Entspannter Nachmittag.

Als Familie kommen wir auch ab und an unter der Woche mal abends für zwei Stündchen auf ein paar selbst gemachte Wraps und ein Bad bei Sonnenuntergang auf der „Picabo“ zusammen.

Auszeit vom Alltag: Nach dem Abendessen an Bord.
Auszeit vom Alltag: Nach dem Abendessen an Bord.

Von unserem Haus aus radeln wir circa 30 Minuten am Rhein entlang, die bequemen Töchter nehmen auch einfach mal die nahegelegene Straßenbahn 😉

Morgendliche Anfahrt mit dem Rad zum Hafen.
Anfahrt mit dem Rad zum Boot: Immer am Rhein entlang, hier auf der Höhe des Bonner Bogens.

Gerne hätten wir in den letzten Monaten wesentlich mehr Freund*innen eingeladen und viel mehr Zeit in geselligen Runden verbracht, jedoch ging das ja leider coronabbedingt nicht. Aber das holen wir nach!!! Der ein oder andere Aperitif im kleinen Kreis war zum Glück möglich und auch so wichtig: Es tut gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen… Zum Anglerglück hätte nur noch ein Fisch gefehlt.

Aperitif an Bord
Aperitif an Bord. Das Anglerglück war unserem Gast leider an dem Abend nicht hold.

Einige Male haben wir mit den Kindern einen „Kinoabend“ im Vorschiff veranstaltet und auf dem Boot übernachtet. Die „Picabo“ hat sich also auch als schwimmende Ferienwohnung bestens bewährt.

Die Kajüte im Vorschiff wird zur Kinokapsel.
Die Kajüte im Vorschiff wird zur Kinokapsel.

Boat-Trips rheinauf und -abwärts

Wir haben es gechillt angehen lassen und kleinere Ausfahrten unternommen: Unsere „Picabo“ fährt uns mal um die gegenüberliegende Insel Nonnenwerth, oder bis zum nahegelegenen Pfannkuchenschiff beim Yachthafen Oberwinter, wo herzhafte oder süße Mehlspeisen nebst Federweißer locken.

Pfannkuchenschiff im nahegelegenen Hafen Oberwinter
Ziel erreicht: Pfannkuchenschiff im nahegelegenen Hafen Oberwinter
Das Pfannkuchenschiff in Oberwinter macht seinem Namen alle Ehre

Ein anders Mal wagen wir uns ein Stückchen weiter rheinaufwärts bis zum Fuß der Burg Hammerstein, wo wir im Schutze des Hammersteiner Werths im abgeschnittenen Rheinarm bei Rheinkilometer 618 vor Anker gehen. (Von der Burgruine aus hatten wir im Frühjahr während einer unserer Lockdown-Wanderungen zum ersten Mal mit den Voreignern der „Picabo“ telefoniert und einen Besichtigungstermin vereinbart. Dann ging ja alles ganz schnell bis zum Bootskauf.)    

Spritztour Richtung Burg Hammerstein
Spritztour Richtung Burg Hammerstein

Auch den Rheinauhafen in Köln steuern wir im September gemeinsam mit unserem Patenkind an und machen eine Stippvisite zum Mittagessen in der Domstadt mit guten Freunden. 

Mittagsstopp mit Gästen im Kölner Rheinauhafen
Mittagsstopp mit Gästen im Kölner Rheinauhafen

Fahreigenschaften, das „layout“ und die Größe der „Picabo“ sind ideal für solche Tagesausflüge, sei es bei ruhiger, gemächlicher Fahrt flussabwärts oder auch mal mit mehr Speed. Wellen der anderen Boote und Schiffe machen unserer „Picabo“ und uns nichts aus, sind wir doch bereits mit allen Wassern der Ostsee und der Nordsee (zumindest in der Elbmündung) gewaschen 😉

Mit Speed vor Köln. Tagestripp mit Gästen an Bord.
Mit Speed vor Köln. Tagestripp mit Gästen an Bord.

Boatoffice

Anstatt in unsere Büros und Vorlesungssäle zu pendeln (was in den letzten Monaten ja gar nicht oder nur eingeschränkt möglich war), oder zu Hause die Arbeitsplätze und Verantwortlichkeiten auszuhandeln (wer „zoomt“ oder „teamt“ im Arbeitszimmer mit seriösem Hintergrund? Wer muss sein Office im Schlafzimmer aufbauen? Wer macht Mittagessen?) können wir das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und nutzen unsere „Picabo“ als Boatoffice: „mobile work“ auf einem sich ständig sanft bewegenden Schwimmkörper.

Boatoffice
So lässt es sich aushalten…äh arbeiten: Boatoffice auf dem Achterdeck

Bei der grandiosen Aussicht und dem erhabenen Gefühl, auf dem Element Wasser zu schweben, fällt die Arbeit leichter. Videokonferenzen und Seminare sind dank Hintergrundfiltern und beständigem WLAN kein Problem. Ein Espressomaschinchen und einen mobilen Heizkörper haben wir auch an Bord – aber vor allem: RUHE! Was willst du mehr? 

Unser Boatoffice ist durchaus Videokonferenztauglich
Unser Boatoffice ist durchaus Videokonferenztauglich

Zufluchtsort

Last but not least: Wir haben uns bewusst für ein Boot als Zufluchtsort und erweiterten Wohn- und Lebensraum entschieden. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten tut es extrem gut, sich einfach mal zurückziehen zu können. Dies ist ein sehr großes Privileg, das wissen wir. Und daher schätzen wir es umso mehr.

Kaffepause an Bord
Füße und Seele baumeln lassen

Buhuu: Die Saison neigt sich dem Ende zu, bald geht es ins Winterlager an Land

Gerade genießen wir noch die letzten goldenen Tage Ende Oktober und Anfang November (teils bis zu 20° Grad!). Aber bis spätestens Mitte November müssen wir unsere „Picabo“ ins Winterlager bei Köln an Land verholen lassen. Ein bisschen ausgeräumt haben wir den Bootskeller schon – schweren Herzens. Einräumen zum Saisonauftakt ist schöner 😉

Keller ausräumen vor dem Winterlager
Wir starten das Ausräumen des Bootskellers. Einräumen macht eindeutig mehr Spaß.

Pläne für nächstes Jahr?
Tja, wie sieht die Welt wohl nächstes Jahr im April aus, wenn wir die Picabo wieder zu Wasser lassen? Hoffen wir für alle das Beste! Planen – das haben wir dieses Jahr gelernt – lässt sich aktuell so gut wie nichts. Dennoch können Pläne und Vorsätze auch dabei helfen, durch die bevorstehende, in jeglicher Hinsicht dunkle Jahreszeit besser hindurch zu kommen. Irgendwann, das ist einer unserer Pläne für das Aufrechterhalten guter Laune, bringen wir die „Picabo“ vielleicht auch mal über den Herbst und Winter in südlichere Gefilde… Hoffen wir, dass dies irgendwann einmal wieder möglich wird… In diesem Sinne und von Herzen: „Bleibt physisch und psychisch gesund!“

Am 31. Oktober genießen wir bei 20 Grad einen der letzten Tage am Steg für dieses Jahr. Bald bringen wir die Picabo ins Winterlager.
Wir genießen wir einen der letzten Tage der Bootssaison in diesem merkwürdigen Jahr 2020. Bald bringen wir die Picabo ins Winterlager. Hoffen wir auf eine gute, gesunde und geselligere Saison im nächsten Jahr.

Mission Completed: „Picabo“ am Fuss des Drachenfelses

Die letzte Etappe des Überführungstörns unserer „Picabo“ steht an! Knapp 50 Kilometer trennen uns nur noch vom neuen Heimathafen in Bad Honnef. Wir lassen Köln hinter uns …

Aufbruch zu unserer letzten Etappe: Wir verlassen den Rheinauhafen Köln
Aufbruch zu unserer letzten Etappe: Wir verlassen den Rheinauhafen Köln

… durchfahren die Industriegebiete und können bereits über der Ebene des oberen Niederrheins die ersten Erhebungen des rheinischen Schiefergebirges, der Eifel, erkennen. Nach der Norddeutschen Tiefebene ist dies das erste Gebirge, in das wir mit unserer „Picabo“ hineinfahren.

Als dann endlich das Siebengebirge und Bonn in Sicht kommen…

Posttower und Siebengebirge in Sicht
Posttower und Siebengebirge in Sicht

… erblicken wir viel Bekanntes: Den „Langen Eugen“, den Post Tower, die Beethovenhalle, das China-Schiff, die Kennedybrücke, Oper, Musikschule, „Sam’s Café“ die ULB, die „Moby Dick“…

Bonner Kulisse: ULB und die Mobby Dick (nicht am Steuer, da steht Frank)
Bonner Kulisse: ULB und „Moby Dick“ (nicht am Steuer, da steht Frank)

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, nach einer so langen Fahrt – immerhin haben wir gut 900 Kilometer auf Meeren, Kanälen und Flüssen hinter uns – in dem uns nun vertrauten Boot unsere Heimatstadt zu erreichen. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass wir Bonn von einem Boot oder Schiff aus betrachten. Jetzt erscheint es uns unwirklich, denn wir bewegen uns durch unsere Heimatstadt in unserer „Nussschale Picabo“, die uns mittlerweile zur zweiten Heimat geworden ist. Beides wirkt dadurch wie eine Miniatur – vereint sich aber auf merkwürdige Weise. 

Kaum haben wir den Posttower und die Südbrücke passiert, posieren wir vor der Fotografin an Land, die uns schon am Bonner Bogen erwartet, und der wir die folgenden Schnappschüsse verdanken. Danke dafür, liebe Christina!

"Picabo" passiert die Bonner Südbrücke
„Picabo“ passiert die Bonner Südbrücke
"Picabo" kurz vor dem Zielhafen auf der Höhe Kamea
„Picabo“ auf Höhe des Bonner Bogens

Wir drehen extra für die Kamera noch eine kleine Ehrenrunde. Aber dann hält uns nichts mehr: Wir nehmen Kurs neuer Heimathafen: WSV Honnef. Dabei fahren wir noch am ehemaligen Kindergarten und dem Gymnasium der Kinder vorbei … 

Das Ziel vor Augen: Wir lassen das Kamea backbord liegen und nehmen Kurs auf Bad Honnef
Das Ziel vor Augen: Wir nehmen Kurs auf Bad Honnef

… lassen den Drachenfels backbord liegen …

Gleich sind wir da. Wir passieren den Drachenfels backbord
Gleich sind wir da. Wir passieren den Drachenfels backbord

… nehmen beherzt die letzte Klippe mit der Einfahrt in den „toten Rheinarm“ …

Anfahrt zum Liegeplatz beim WSV Honnef
Anfahrt zum Liegeplatz beim WSV Honnef

… und sind an unserem Ziel angelangt: der Marina Bad Honnef, vor der Insel Grafenwerth, zu Fuße des Drachenfels. Geschafft!!!

Geschafft! Jetzt liegt die Picabo am Fuße vom Drachenfels.
Geschafft! Wir machen die „Picabo“ am Fuße des Drachenfelses fest.
Ziel und sicheren Hafen am Fuße des Drachenfels erreicht
Ziel und sicheren Hafen erreicht

Alles ist gut gegangen, Crew und Boot sind wohlauf, Mission Überführungstörn completed. Jetzt heißt es erst mal ausräumen, sauber machen und und und… Wir werden berichten und in Zukunft in diesem Blog verschiedene Aspekte und Themen rund um Sportboote, Ausstattung, Manöver, Reviere, Törnplanung, Bootsleben und Reisen mit Kindern beschreiben. Bleibt also gerne dran.

Hey Kölle! Wir erreichen den Rhein und feiern Geburtstag

Heute feiert unsere Große Ihren zwölften Geburtstag, den vierten innerhalb der letzten fünf Jahren auf einem Boot. Noch schläft das Geburtstagskind und so setzten wir von der Marina Oberhausen aus zu unserem abschließenden Wechsel der Wasserstraßen an. Somit sind auch die Kilometer des Rhein-Herne-Kanals gezählt. Allerdings müssen wir noch zwei Schleusen runter bis ins Rheintal nehmen. Das Geburtstagsfrühstück ist gedeckt, die Geschenke warten darauf, ausgepackt zu werden, während wir bereits die ersten Kilometer gemütlich dahin motoren.

Bescherung für unser Geburtstagskind
Bescherung für unser Geburtstagskind
Das Geburtstagskind blickt voraus
Das Geburtstagskind blickt voraus

An der Schleuse Oberhausen haben wir Glück: Statt der üblichen Wartezeit können wir sofort den bereits einfahrenden Sportbooten als Schlusslicht folgen und liegen ganz bequem und super abgefendert zwischen den beiden anderen Booten. Das erhöht auch die Anzahl der Gratulant*innen, die unsere liebevoll in einer Bratpfanne dekorierte „Zwölf“ aus Weintrauben und Johannisbeeren bewundern. Als besonderen Service müssen wir diesmal keine Leinen bedienen.

Unser Geburtstagskind steuert uns aus dem Ruhrgebiet hinaus.

Mit zwölf Jahren kann man das Boot auch aus dem Ruhrgebiet hinaus steuern
Mit zwölf Jahren kann Olivia das Boot auch aus dem Ruhrgebiet hinaus steuern

Die Einfahrt in die Ruhr bleibt uns leider wegen Bauarbeiten verwehrt. Stattdessen schleusen wir runter in den Duisburger Hafen. Der ist wirklich imposant. Etwas gespenstisch wirken allerdings die Flottillen der Flusskreuzfahrtschiffe, die wegen Corona derzeit verwaist im Päckchen liegen. 

Dann ist es endlich soweit: Wir sagen „Tschüss Ruhrgebiet“…

Den Rhein haben wir erreicht, Tschüss Ruhrgebiet
Tschüss Ruhrgebiet!

… und hallo Rhein! Wir erreichen Vater Rhein bei Flusskilometer 780!

Jetzt sind wir endlich auf dem Rhein
Jetzt sind wir endlich auf dem Rhein

Verglichen mit den zahmen, engen Kanälen ist der Rhein ein großer, wilder Strom. Auf den nächsten 140 Kilometern bis Bonn werden wir ohne Schleuse 40 Meter Höhe gewinnen. Der Fluss fließt mit einer Strömungsgeschwindigkeit von 4 bis 6 Kilometern pro Stunde; wir müssen also bergauf fahren! Wir legen den Hebel auf den Tisch und erreichen sehr schnell unsere Gleitfahrt bei einer Geschwindigkeit von etwas über 30 Km/h.

Zwischen Köln und Bonn geben wir Gas
Erfrischende Gischt auf dem Rhein

Bei bestem Sonnenschein und warmen Temperaturen ist es eine Freude, mit rauschender Fahrt durch die Landschaft des Niederrheins zu gleiten. Die Fahrrinne dieses breiten Stroms wechselt ständig die Seiten. Die Betonnung, die Karten und die anderen Schiffe und Boote zeigen uns den Weg. Berufsschiffe sind sehr zahlreich unterwegs. Aber Platz ist auf dem breiten Rhein genug, lediglich Bug- und Heckwellen der entgegenkommenden oder überholten Frachter rütteln uns ein wenig durch. So ziehen wir in teilweise ausschweifende Kurven und mäandern unseren Weg stetig Richtung Süden. Vorbei geht es an Industrie und Städten – Krefeld vereint beides und Düsseldorf glänzt mit einer ausgeprägten, uferseitigen Stadtsilhouette. Und dann endlich: Da ist sie: Die Aussicht op de Dom!!! Hey Kölle du min Stadt am Ring… Wir sind ein wenig gerührt, Kölle ist eben einfach „e Jeföhl“.

Hey Kölle! Aussicht op der Dom.
Ahoi Kölle! Der Ausguck sichtet den Dom.


Mitten in der „Stadt am Ring“ (Kölsch für Stadt am Rhein) finden wir im alten Rheinauhafen einen sehr zentralen Liegeplatz. Am Schokoladenmuseum steuern wir unsere „Picabo“ binnenwärts. Perfektes Timing: Zeitgleich treffen wir mit Olivias und Linneas Oma und Opa ein, die als besondere Geburtstagsgäste eingeladen sind. Wir dürfen uns zum Glück an ein schattiges Plätzchen in diesem bei Niedrigwasser sehr tief ins Uferniveau eingeschnittene Hafenbecken verholen. So machen wir mit unseren Gästen eine Mini-Hafenrundfahrt und unsere Crew kann ihre neuen, beziehungsweise gefestigten Fähigkeiten bei den An- und Ablegemanövern zeigen. Danach schmecken die – freundlicherweise mitgebrachten – Waffeln, Beeren und Sahne besonders gut.

Im Rheinauhafen Köln kommen Geburtstagsgäste an Bord
Im Rheinauhafen Köln kommen Geburtstagsgäste an Bord

Nachdem wir den Besuch verabschiedet haben, schlagen wir uns zu Fuß ins Landesinnere. Im Severinsviertel finden wir einen schönen Platz zum Abendessen, lassen vor unserer letzten Überführungs-Etappe morgen den weiten Weg bis hierher noch einmal Revue passieren und spielen zum Abschluss des Tages noch eine Runde Carcassonne auf dem Achterdeck. Die Spannung steigt, morgen steht die allerletzte Etappe unseres Überführungstörns von Heiligenhafen nach Bonn/Bad Honnef an, es ist nur noch ein kurzes Stückchen…

Hafenmanöver und Verkehrskontrolle auf dem Wasser

Die noch kaum belegte Stölting Marina Gelsenkirchen eignet sich gut, um morgens ein paar Anlegemanöver zu üben und zu schauen, wie unsere Picabo unter erschwerten Bedingungen (Windböhen) reagiert.

Viel Platz zum Üben von Hafenmanövern in der Stölting Marina Gelsenkirchen
Viel Platz zum Üben von Hafenmanövern in der Stölting Marina Gelsenkirchen

Sonst hält uns aber hier nichts und daher setzen wir gegen 10 Uhr Kurs West unsere Fahrt auf dem Rhein-Herne-Kanal fort. Die Städtedichte am Rhein-Herne-Kanal ist hoch, gefühlt begegnet uns jeder Stadtname des Ruhrgebiets als Hafen auf dem insgesamt nur knapp 50 km kurzen Verbindungsstück zwischen dem Mittellandkanal und dem Rhein. In Gelsenkirchen bewältigen wir die dritte der insgesamt fünf Schleusen. Diese senkt uns um 6,5 Meter. 

Das zweite Boot, das gerade noch vor Toresschluss in die Schleuse einfährt und hinter uns festmacht, entpuppt sich als Wasserschutzpolizei. Wir machen alles doppelt vorschriftsmäßig und fahren gut gelaunt etwas unterhalb der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern weiter, als uns die Wasserschutzpolizei backbord überholt und unsere Picabo ganz genau unter die Lupe nimmt. Normalerweise freut man sich ja, wenn das eigene Boot ausgiebig betrachtet wird, aber da es sich um die nun um die Polizei handelt, ist das Vergnügen zweifelhaft. Die Polizisten bedeuten uns, beizudrehen und an ihr Boot anzudocken. Was wollen die denn bloß? Wir treiben also nun mit dem Polizeiboot im Päckchen mitten im Fahrwasser. Aber alles halb so schlimm. Es handelt sich um eine normale Verkehrskontrolle. Sie wollen alle Bootsdokumente und Führerscheine sehen. Da sie noch einen Landpolizisten dabei haben, dem sie alles zeigen wollen, nehmen sie es aber auch ganz genau. Bei all den ausgebreiteten (Boots-)Scheinen bemerkt Olivia, dass der Sportbootführerschein Binnen doch eigentlich so aussieht wie das Dokument für das Seepferdchen-Abzeichen, was den „Polizist im Praktikum“ immerhin zu einem schiefen Lächeln veranlasst.

Begegnung mit der Wasserschutzpolizei
Begegnung mit der Wasserschutzpolizei

Weiter geht es auf dem Rhein-Herne-Kanal mit Kurs Marina Oberhausen. Kurz vor der Einfahrt sehen wir schon die Rutschen und die Kuppel des Aqua Park Oberhausen, der Hafen liegt quasi sofort davor, ebenso wie vor dem Sealife. Bis zum Centro Oberhausen ist es nur ein Katzensprung. Da uns das Hafenwasser nicht unbedingt zum Reinspringen verlockt, stürzen wir uns in die Fluten des „Bergbau-Erlebnisbades“, machen anschließend wieder mal klar Schiff an Bord, schlendern ein wenig an Land rum und nutzen die gute Infrastruktur, um uns für morgen einzudecken, denn morgen steht wieder ein Geburtstag an…

Der Ruhrpott: mit allen Wassern gewaschen

Schon morgens weist uns ein Glitzerstreifen auf dem Wasser den Weg für unsere heutige Etappe vom Münsterland in den Ruhrpott.

Der Glizterstreifen weist uns den Weg Richtung Ruhrpott
Immer dem Glitzer nach vom Münsterland ins Ruhrgebiet

Wir folgen dem Glitzer den Dortmund-Ems-Kanal lang bis zu unserm Mittagsstopp am Schleusenpark Waltrop in Henrichenburg kurz vor Dortmund. In Kaiserzeiten existierten hier bereits ein Schiffshebewerk und eine alte Schachtschleuse, die aber heute nicht mehr funktionsfähig sind.

An der Alten Schachtschleuse sieht man nicht nur die politischen Reminiszenzen an die Kaiserzeit, sondern kann auch sehr schön die Wirkungsweise einer Schleuse mit Sparwasserbecken erkennen. In die offenen Becken fließt das Wasser der Schleuse, das abgelassen bzw. umgekehrt wird. Ökonomisch ist man also bei bereits vor über 100 Jahren mit den natürlichen Ressourcen umgegangen.

Sparwasserbecken der Alten Schachtschleuse Henrichenburg
Sparwasserbecken der Alten Schachtschleuse Henrichenburg

Damals zeigten selbst Funktionsbauten eine hübsche Fassade und reichlich Verzierungen.

Schiffshebewerk Henrichenburg kurz vor Dortmund
Schiffshebewerk Henrichenburg kurz vor Dortmund

Anstatt weiter rauf nach Dortmund zu schleusen sagen wir aber nun „Goodbye Dortmund-Ems-Kanal“, denn uns zieht es ja Richtung Rheintal. Daher biegen wir in den Rhein-Herne-Kanal ab und es geht auch gleich bergab: Die beiden Schleusen Herne-Ost und Wanne-Eickel befördern uns gut 21 Meter runter. Sie sind nicht so schön verziert wie die alten Bauten der Kaiserzeit, dafür aber zum Glück mit komfortablen Schwimmpollern ausgestattet, die ihre Position dem jeweiligen Wasserspiegel anpassen. Somit müssen wir nicht andauernd umbelegen und können in aller Ruhe den etwas gruseligen Geräuschen lauschen, die die Poller beim runterfahren verursachen. Wir sind das einzige Boot in der Schleuse, es quietscht, heult, knarzt und hallt und wir kommen uns vor wie in einer Geisterbahn.

Schwimmpoller in der Schleuse Herne-Ost
Schwimmpoller in der Schleuse Herne-Ost, gleich geht es bergab
Einfahrt zur Schleuse Herne-Ost
Einfahrt zur Schleuse Herne-Ost
Katja macht die Fender klar für die Schleusung in Wanne-Eickel
Katja macht die Fender klar für die Schleusung in Wanne-Eickel

Noch ein kleines Stück fahren wir weiter durch die Abendsonne bis zur Stölting Marina in Gelsenkirchen (Schalke), die zwar ganz neu ist, aber auch ziemlich steril. Aber was soll’s, wir lassen die Persenning runter und essen an Bord.

Mittelmeerfeeling auf dem Mittellandkanal: Bordleben auf der „Picabo“

Wie sieht so ein Tag bei uns an Bord eigentlich aus? Jeder ist anders, klar. Beschreiben wir an dieser Stelle einfach mal unsere sehr entspannte Tagesetappe von Idensen nach Bad Essen. Wir nehmen natürlich einen ruhigen, sonnigen und warmen Tag für die Beschreibung unseres Bordlebens, einen Tag, der uns fast ein wenig an unsere Segeltörns der vergangenen Jahre in der Inselwelt der Kvarner-Bucht erinnert: Wir genießen die Sonne auf dem Vorschiff, werden leicht geschaukelt, lesen, spielen, essen und baden – kurz: Mittelmeerfeeling auf dem Mittellandkanal. 

Seele baumeln lassen und Füße hochlegen auf dem Vorschiff
Seele baumeln lassen und Füße hochlegen

Zurück zum Bordleben: Frank, unser Frühaufsteher, holt Brötchen, als die drei Damen noch schlafen und duscht in der Marina. Die Duschanlagen in den kleinen Yachthäfen sind übrigens allesamt sauber und gut in Schuss. Coronabedingt hat man/frau außerdem viel Platz um sich herum, oder ist ganz allein im Sanitärbereich. Auch unsere „Picabo“ erhält eine 160-Liter-Ladung Frischwasser in den Tank und etwas Aqua Clean dazu, damit das Wasser auch schön frisch bleibt.

Um acht Uhr werfen wir die Leinen im Yachthafen Idensen los. Es zieht uns weiter in Richtung Westen. Ach nein, bevor wir den Landstrom kappen und das 12 Meter lange Kabel wieder in der Backskiste verstauen, nutzen wir den Strom noch schnell, um uns einen Espresso zu machen. Das Frühstück genießen wir, während wir gemütlich vor uns hin tuckern. Zwei Crewmitglieder frühstücken auf dem Achterdeck, ein Crewmitglied verzehrt ein Brötchen am Steuer (bei 12 bis 13 Stundenkilometern ist das durchaus machbar) und das vierte Crewmitglied (unsere fast zwölfjährige Tochter) kriecht irgendwann kurz vor Mittag aus der Koje.

Und dann macht Katja endlich einmal wieder ausgiebig das, worauf sie sich das ganze Jahr über freut: Lesen auf dem Vorschiff und zwischendurch den Blick über glitzerndes Wasser schweifen lassen – in Ruhe, mit Muße, umweht von einem warmen Lüftchen. Füße hochlegen, Seele baumeln lassen. Kleiner Lesetipp an dieser Stelle: „Der Zopf“ von Laetitia Colombani, ein beeindruckender Debütroman über drei extrem starke Frauen.

Katja entspannt mit einem Buch auf dem Vorschiff
Entspannung pur: Leseauszeit auf dem Vorschiff

Als wir uns dem Wesertal nähern, grüßt uns schon von weitem das Hermannsdenkmal. Am Wasserstraßenkreuz Minden überqueren wir zunächst die Weser und machen dann einen kurzen Stopp. 

Beim Wasserstraßenkreuz Minden überqueren wir auf dem Mittellandkanal die Weser
Beim Wasserstraßenkreuz Minden überqueren wir auf dem Mittellandkanal die Weser

Mittlerweile sind wir beim An- und Ablegen ein eingespieltes Team: Linnea ist die Herrscherin über die Vorleinen, Olivia hält achtern souverän die Stellung, Katja und Frank wechseln sich am Steuer bzw. als Springer*in an Leinen und Fendern ab. 

Linnea beherrscht beim An- und Ablegen alle Knoten und auf dem Vorschiff
Linnea beherrscht beim An- und Ablegen alle Knoten und auf dem Vorschiff
Olivia jongliert achtern gekonnt mit Leinen und Fendern
Olivia jongliert achtern gekonnt mit Leinen und Fendern

Am Mindener Wasserstraßenkreuz machen wir ein wenig Sightseeing und besuchen die Dauerausstellung des Informationszentrums des Wasserschifffahrtsamtes über Binnenschifffahrt, Wasserwege, Schleusen und Kanalkonstruktionen. Das hätten wir auf dem Mittelmehr nicht gemacht 😉 Wir halten unseren Bildungsurlaub aber kurz und weiter geht es mit der „Picabo“ den Kanal entlang.

Das Mittagessen brutzeln wir ebenfalls bei gemütlicher Fahrt und wechseln uns anschließend alle vier am Steuer ab.

Olivia am Steuer
Olivia behält alles im Blick

Die Freiwache, also die drei, die gerade nicht steuern, lesen oder spielen zusammen auf der Sitzgruppe im Salon, die wir zu einer geräumigen Liegewiese umgebaut haben. Hier lässt sich auch gut unser Blogbuch schreiben.

Die "Freiwache" entspannt auf unserer Liegewiese im Salon.
Die „Freiwache“ entspannt auf unserer Liegewiese im Salon.

Da es nach wie vor sehr warm ist, beenden wir unsere Tagesetappe kurzerhand und machen in der Marina Bad Essen fest. Bad Essen wohlgemerkt, nicht zu verwechseln mit der Stadt Essen im Ruhrgebiet, so weit sind wir noch nicht.

Was macht man in Bad Essen? Baden und essen natürlich. Wir schmeißen uns in unsere Badeklamotten und gehen zu Fuß zum nahegelegenen Sole-Freibad, das angenehm leer ist. Ein überaus sympathischer Bademeister begrüßt uns quasi persönlich. Als er hört, dass wir uns mit dem Boot auf Überführungstörn von Heiligenhafen nach Bonn/Bad Honnef befinden, erklärt er uns genauestens die Wasserzusammensetzung in den Becken. Die berühmt-berüchtigte Bad Essener Sole ruht seit 220 Millionen Jahren in 800 Meter Tiefe. Der Salzgehalt liegt dort mit knapp 32 Prozent wesentlich höher als im Toten Meer (19 Prozent). In den Schwimmbecken des Freibads kann man aber nicht wie im Toten Meer liegend Zeitung lesen, denn die Becken sind nicht zu 100 Prozent mit Solewasser gefüllt. Die Wasserqualität wird laufend geprüft, auch das zeigt uns der Bademeister. Dann macht er zur Freude aller Gäste die Kletterwand auf, die das gegenüberliegende Drei-Meter-Brett knapp überragt. Die Kinder erklimmen etwas über die Hälfte der Wand und stürzen sich von dort in die Fluten. Den Programmpunkt „baden“ können wir also abhaken.

Zurück beim Boot duschen wir erstmal in der modernen Marina (Baujahr 2015) und machen uns anschließend landfein für unseren zweiten Programmpunkt in Bad Essen: essen gehen. Im griechischen Restaurant „Athen“ speisen wir lecker und ausgiebig bis spät hinein in einen herrlich warmen Sommerabend. Check. Haken dran. Bad Essen war einen Stopp wert. Ohne Boot wären wir sicher nie hier gelandet.

Ein kleines P.S. an dieser Stelle: Wie ihr euch sicher denken könnt, läuft nicht jeder Tag von morgens bis abends so harmonisch ab, aber insgesamt bekommt uns das Familienleben auf dem Boot tatsächlich ganz gut 😉 

Der nächste Tag – unser dritter und letzter auf dem Mittellandkanal – führt uns von Bad Essen zum Nassen Dreieck, wo sich bei Hörstel der Mittellandkanal mit dem Dortmund-Ems-Kanal kreuzt.

Nasses Dreieck voraus: Gleich erreichen wir den Dortmund-Ems-Kanal
Nasses Dreieck voraus: Gleich erreichen wir den Dortmund-Ems-Kanal

Geschafft, wir biegen in den Dortmund-Ems-Kanal Richtung Dortmund und fahren weiter bis nach Münster. Kurz vor Münster müssen wir noch eine Schleuse bewältigen, die uns 6,20 Meter anhebt. Vor, in und hinter Münster schlängeln wir die „Picabo“ ganz vorsichtig zwischen zischen allerlei Menschen und Hunden durch, die sich im Wasser tummeln. Nach einer langen Etappe – unserer längsten Tagesetappe bisher mit 117 km und 9 Stunden Fahrt- und einer Stunde Schleusungszeit ergattern wir einen geschützten Liegeplatz in Yachthafen Tomberge südlich von Münster.